Vom Aktenschrank in die Cold-Cases-Datenbank

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Vom Aktenschrank in die Cold-Cases-Datenbank
Planung, Steuerung und Kontrolle bei der Digitalisierung der Cold-Cases
So stellen die Ermittler zunächst sicher, dass wertvolle Informationen auch zukünftig erhalten bleiben.
Maren Menke

Mit genauem Blick auf in der Vergangenheit stattgefundene Tötungsdelikte, aber ebenso im Hinblick auf die gegenwärtige und zukünftige Ermittlungsarbeit bei der Polizei NRW holen die Ermittler alle Unterlagen zu Cold-Cases aus den Aktenschränken. Zwischen 1970 und 2015 ungelöste Tötungsdelikte werden in den örtlichen Polizeibehörden mit Unterstützung durch eigens dafür eingestellte Alt-Ermittlerinnen und Alt-Ermittler aktuell digital erfasst und aufgearbeitet.

Mit dieser Digitalisierung soll zum einen gewährleistet werden, dass wertvolle Informationen nicht verloren gehen. Zum anderen suchen die erfahrenen Ermittler nach neuen Ermittlungsansätzen. Damit die einzelnen Daten und Fakten zukünftig alle in der 2017 angelegten Cold-Cases-Datenbank schnell abgerufen werden können, arbeiten sie kontinuierlich Akte für Akte durch. „Ich bin erstaunt, in welch gutem Zustand manche Schriftstücke noch sind, wenn man bedenkt, dass sie vor mehreren Jahrzehnten mit der Schreibmaschine verfasst worden sind“, sagt Berthold Kunkel, der seit November 2021 als Cold-Cases-Unterstützungskraft unter anderem mit der wichtigen Aufgabe betraut ist, die Datenbank zu füllen und die Fälle aufzuarbeiten.

Eine Kennzeichnung mit Ziffern sowie festgelegte Parameter, die von allen Kolleginnen und Kollegen bei der Digitalisierung berücksichtigt werden, sorgen dafür, dass gezielte Suchen oder das Filtern nach bestimmten Kriterien in der Datenbank möglich sind. „So lassen sich womöglich sogar bisher nicht entdeckte Zusammenhänge zwischen zwei ungelösten Tötungsdelikten erkennen“, sagt Kriminaldirektor Colin B. Nierenz, Leiter der BAO Cold-Cases. Denn im Vergleich zu den Akten in Papierform, die separat voneinander bei den jeweiligen Staatsanwaltschaften und örtlichen Polizeibehörden lagern, soll die Cold-Cases-Datenbank fortlaufend ergänzt werden, bis sie schließlich alle ungelösten Fälle in Nordrhein-Westfalen umfasst. „Ein wichtiges Instrument - jetzt schon, aber auch für zukünftige Generationen von Ermittlern“, ist Bodo Buschhausen, Leiter des Kriminalkommissariats 11 im Polizeipräsidium Essen überzeugt.

Neben dieser Cold-Cases-Datenbank kommt zusätzlich ein Controlling-Tool zur Anwendung, welches durch den Einsatzabschnitt „Ermittlungen“ der BAO Cold-Cases eingerichtet wurde und alle Veränderungen sowie Fortschritte dokumentiert. „Wie ist der aktuelle Stand? Welche Akten sind bereits eingescannt und in die Datenbank aufgenommen? Welche Fälle sind noch nicht an die Alt-Ermittlerinnen und Alt-Ermittler verteilt? – Solche und weitere Fragen lassen sich anhand der Kontroll-Tabellen klären“, erläutert Maikel Stiefel, der mit drei weiteren Kolleginnen und Kollegen des Polizeipräsidiums Düsseldorf für das Controlling verantwortlich zeichnet. Zusätzlich bietet das Tool einen Überblick, der bei der Steuerung der einzelnen ungelösten Fälle an die Unterstützungskräfte hilfreich ist. „Bei der Fall-Verteilung achten wir auf verschiedene Parameter“, informiert der Kriminaloberkommissar. So wird ausgeschlossen, dass die Ermittlerin und die Ermittler Delikte zugewiesen bekommen, die sie in ihrer früheren Tätigkeit bereits einmal bearbeitet haben. Außerdem sind mögliche Verjährungsfristen bei Tötungsdelikten zu berücksichtigen. „Darüber hinaus ist entscheidend, ob mögliche vielversprechende Ermittlungsansätze vorhanden sind, die aufgegriffen werden können.“

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