Fünf Rotorblätter erleichtern Einsätze

Die Modernisierung erfreut den Technischen Leiter Thorsten Voß.
Fünf Rotorblätter erleichtern Einsätze
Die Airbus-Hubschrauber der Polizeifliegerstaffel werden von vier auf fünf Rotorblätter umgerüstet – es vibriert nicht mehr und die Nutzlast erhöht sich um 120 Kilo.
Streife-Redaktion

Vor großen Herausforderungen steht die Polizeifliegerstaffel in NRW häufig. Doch diesmal braucht es einen besonders langen Atem. „Aber wir können Teamwork“, strahlt Thorsten Voß, der Technische Leiter, im Hangar 10 am Düsseldorfer Flughafen. Die Umrüstung des Hubschraubers Airbus H 145 von einem Vier- zu einem Fünf-Blatt-Rotorsystem hat alle Kraft gefordert und steht jetzt vor ihrem Abschluss.

Bald, so der Erste Polizeihauptkommissar, sei das Upgrade abgeschlossen. Drei der insgesamt sechs Helikopter baut seine Mannschaft um, drei weitere werden von der Industrie modernisiert. „Wir benötigten allein zwei Jahre Vorlauf, um die organisatorischen Details mit dem Hersteller und der Behörde zu klären.“ Klar war, dass die üblichen Wartungsarbeiten und die Einsätze nicht darunter leiden durften.

„Wir sind ziemlich am Limit“, meint der gebürtige Bochumer. In den vergangenen Jahren seien neue Aufgaben wie die Bekämpfung von Waldbränden hinzugekommen. „Da ist es gar nicht leicht, einen Slot für ein so umfangreiches Upgrade zu finden.“ Die Verbesserungen werden helfen, den Anforderungen gerecht zu werden.

Zwar besitzt die Fliegerstaffel mit dem H 145 den „universellsten Polizeihubschrauber“ auf dem Weltmarkt. Doch der Hubschrauber hatte ein Vibrationsproblem. „Das war bisher für jede Crew eine ziemliche Belastung und für die sensible Technik war es auch schädlich.“ Voß freut sich vor allem, dass die Maschine mit fünf Rotorblättern kaum mehr vibriert. Das gut 20 Kilo schwere Anti-Vibrationssystem, als Behelf installiert, sei nun überflüssig und werde ausgebaut.

Durch das zusätzliche Rotorblatt erhöht sich die Nutzlast um 100 Kilo, sodass man insgesamt 120 Kilo gewinnt. „Bei der Feuerbekämpfung macht das bei zehn Umläufen mit Löschwasser immerhin eine ganze Tonne aus“, sagt der 51 Jahre alte Beamte. Das bringe eine Menge.

Thorsten Voß weiß, wovon er spricht. 2001 bis 2002 ist er zum Piloten ausgebildet worden. Er hatte sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren durchgesetzt. Zuvor war er Polizist beim Polizeipräsidium Wuppertal. „Ich habe zwar immer gern an Motorrädern oder Autos herumgeschraubt, aber keineswegs als Kind schon von der Fliegerei geträumt“, dämpft er die übliche Romantik um die professionellen Abheber.

Seine ganze Mannschaft ist im Augenblick gefordert. In der Landeshauptstadt an der Frachtstraße werden alle Instandhaltungsarbeiten erledigt. Neben Düsseldorf ist Dortmund der zweite Standort der Staffel. Insgesamt hat man rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter mehr als 40 Piloten. 15 Techniker sind derzeit direkt mit der Umrüstung beschäftigt.

Die neue lagerlose Hauptrotorkonstruktion des H 145 erhöht nicht nur den Flugkomfort. Auch die Wartung dürfte einfacher werden. Gestartet wurde der Umbau von vier auf fünf Rotoren im September vorigen Jahres. Die Operation überschreitet das übliche Nachrüsten bei Weitem, wenn mal die Software modifiziert, eine Heizung installiert oder die Beleuchtung optimiert wird.

Bis zum Frühjahr soll auch der dritte Helikopter am Düsseldorfer Airport fünf Rotoren haben. Auch die Industrie ist mit ihrem Pensum fast durch und wird das letzte erneuerte Exemplar im Sommer ausliefern.

In der weiten Halle in der Nähe des ICE-Fernbahnhofs am FlughafenRollfeld sind die Techniker es gewohnt, sich für akute Krisen zu rüsten. Zum Beispiel wenn Wärmebildkameras oder schwere Winden schnell entfernt werden müssen, um die Fluggeräte für eine Waldbrandbekämpfung möglichst leicht zu machen. Nach der Bekämpfung eines Großfeuers müssen die Triebwerke gründlich gereinigt werden, weil sich Rußpartikel festgesetzt haben. Auch der tägliche Verschleiß muss kontrolliert werden, damit die Sicherheit garantiert bleibt.

Die Techniker tragen eine große Verantwortung. Sie haben die Pflicht, jeden Arbeitsschritt zu dokumentieren, um ein lückenloses Controlling zu gewährleisten. Es geht immer darum, die Helikopter-Crew zu schützen. Pilot, Co-Pilot und Operator müssen sicher sein, wenn sie Menschen aus großer Gefahr retten oder Verdächtige aus der Luft verfolgen sollen. Und die Geräte müssen funktionieren.

„Deswegen empfinde ich die Arbeit hier als besonders befriedigend“, sagt der Avionik-Prüfer Jörg Menzel. Er hat lange in Unternehmen der Luftfahrtbranche gearbeitet. Vor gut zwei Jahren wechselte er zur Fliegerstaffel. Das Klima sei bei der Polizei sehr kollegial und angenehm, meint der 61-Jährige. Auch die Arbeitsbedingungen gefallen ihm. Eine geheizte Flughalle kannte der Elektronik-Spezialist in seinen Jobs zuvor nicht.

Den H145 mussten Menzel und seine Kollegen gründlich auseinandernehmen, damit alles kompatibel wird. Es geht ja nicht nur um die Rotoren. „Wir haben Kabelstränge und Anschlüsse verlegt, eine elektronische Hydraulikpumpe eingebaut und den ELT-Notfallsender von vorn nach hinten versetzt“, berichtet er. „Mir macht es Spaß, wenn was los ist.“

Gerade startet Polizeihauptkommissar Stephan Augustin mit seiner fünfblättrigen Maschine zu einem Probeflug. „Wir haben schließlich ein ganzes Spektrum an Veränderungen vorgenommen. Bei einem solchen Test ist immer ein Techniker dabei“, teilt der Pilot mit. „Der überprüft, ob sämtliche vorgeschriebenen Parameter auch erfüllt werden.“

In den vergangenen Monaten hat man also viel geschafft. Doch Thorsten Voß schaut nach vorn: „Wir stehen in enger Abstimmung mit der Feuerwehr, um uns jetzt mit dem neuen Hubschrauber auf mögliche Waldbrände vorzubereiten.“ Bei Katastrophen wie an der Ahr und auch sonst mache die Fliegerstaffel einen bravourösen Job, sagt er. „Und wir wollen auch weiter so erfolgreich sein.“

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In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110