SKALA - Projekte und Ergebnisse

SKALA Mann erklärt Abbildung
SKALA - Projekte und Ergebnisse
SKALA bietet als unabhängiges, offenes System weitere Möglichkeiten der Forschung, Auswertung und Analyse von Kriminalitätsphänomenen im Rahmen unterschiedlicher (Forschungs-) Projekte.
LKA NRW

Damit leistet SKALA – auch unabhängig von Kriminalitätsprognosen – einen Beitrag zur Kriminalitätsbekämpfung.

Projekte und Ergebnisse

Kriminalität in Mikrosegmenten

SKALA legte den Fokus auf die räumliche und zeitliche Betrachtung von Kriminalität in festgelegten Bezugsgrößen, z. B. Wohnquartiere. In diesem Kontext rückte auch die Analyse von Kriminalität in kleinräumigen Bezugsgrößen wie Straßenabschnitten, sogenannten Mikrosegmenten, in den Fokus. Hierbei sind insbesondere die Forschungen von David Weisburd erkenntnisleitend. Weisburd ist führender Vertreter einer „place-based criminology“ und hat unter anderem das „law of crime concentration at places“, also die Gesetzmäßigkeit der Verteilung von Kriminalität in mikrogeografischen Einheiten, untersucht. Erste exemplarische Auswertungen der Kriminalistisch-Kriminologischen Forschungsstelle des LKA NRW für die Städte Essen und Mülheim an der Ruhr deuten an, dass diese Erkenntnisse auch auf Städte in Nordrhein-Westfalen übertragen werden können: 2012 bis 2016 waren 50 Prozent der Gesamtkriminalität auf nur einen kleinen Anteil der Mikrosegmente verteilt. (hier: 3,86 Prozent). Dieses Phänomen ließ sich auch deliktspezifisch für den Wohnungseinbruchdiebstahl nachweisen, wobei sich 50 Prozent der Wohnungseinbrüche im Jahr 2016 in 4,7 Prozent der Mikrosegmente ereignet hatten. Insgesamt waren nur 14,12 Prozent der Straßenabschnitte von einem Wohnungseinbruch betroffen.

Diese ersten Ergebnisse bieten vielversprechende Ansatzpunkte für polizeiliche Präventionsstrategien, sodass dieser Ansatz weiter verfolgt wird. Die Möglichkeit einer gezielten und kleinräumigen Konzentration von Präventionsmaßnahmen verspricht, auch in Anlehnung an internationale Forschungsergebnisse und vor dem Hintergrund nur begrenzter kriminalpräventiver Ressourcen, die Effizienz- und Effektivität durchgeführter Maßnahmen zu steigern.

Literatur: Seidensticker, K. (2017): Kriminalität in Mikrosegmenten. Ergebnisse einer Auswertung für Essen und Mülheim an der Ruhr. forum.kriminalprävention, 4/2017, S. 26-31.

Qualitätsmetriken im Bereich von Predictive Policing - Variabilität und Validität von Trefferraten

Im Rahmen des Projektes SKALA stellte sich die Frage: Wie hoch ist die Qualität von Vorhersagemodellen? Insbesondere die Variabilität von Qualitätsmetriken stellt deren Vergleichbarkeit und Validität grundsätzlich in Frage und macht eine sichere Bewertung somit quasi unmöglich. Die Variabilität dieser Metriken zeigt sich anhand der drei Einflussdimensionen „Prognose-Delikt“, „Prognose-Dauer“ und „Prognose-Zeit“. So kann die Wahl einer längeren Prognosedauer oder eines größeren Prognoseraumes höhere Wahrscheinlichkeiten erzeugen. Belastbare Aussagen über die Qualität von Modellen und deren Vergleichbarkeit können nur erfolgen, wenn diese Einflussdimensionen einheitlich in die Qualitätsmetriken einbezogen werden. Darüber hinaus zeigt sich ein Paradoxon der Wirkungsmessung: Es wird versucht etwas zu messen, was die Polizei aktiv und in unbekanntem Maße beeinflusst hat. Das Kriminalitätsereignis, welches als Treffer in der Prognose gewertet wird und somit für den Erfolg der Prognose sprechen soll, soll eigentlich durch polizeiliche Maßnahmen in den Prognosegebieten verhindert werden.

Literatur: Bode, F.; Stoffel, F. & Keim, D. (2017): Variabilität und Validität von Qualitätsmetriken im Bereich von Predictive Policing. Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-0-402496.

Stoffel, F.; Bode, F. & Keim, D. (2017): Qualitätsmetriken im Bereich von Predictive Policing. Die Variabilität und Validität von Trefferraten. Polizei & Wissenschaft, 4/2017, S. 2-15.

"Mikrosegmentanalysen als Impuls für die urbane Sicherheit" (MIKUS)

Die erste Pilotphase des Projektes „Mikrosegmentanalysen als Impuls für die urbane Sicherheit" (MIKUS) wurde durch die Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) in den Jahren 2021 und 2022 durchgeführt. Den Ausgangspunkt des Projektes stellte die wissenschaftliche Erkenntnis dar, dass sich das Kriminalitätsaufkommen urbaner Räume häufig in wenigen Mikrosegmenten (z. B. Straßenabschnitte) konzentriert. Außerdem fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger in bestimmten Gebieten des öffentlichen Raumes unsicher und meiden diese daher oder suchen sie zumindest ungerne auf. Im Rahmen des Projektes MIKUS wurde in Zusammenarbeit mit den Kreispolizeibehörden und Kommunen Köln, Hamm und Recklinghausen (Herten) sowie unter Beteiligung externer Beraterinnen und Berater ein kriminalpräventives Programm entwickelt, mit dem angestrebt wird, die objektive und subjektive Sicherheit im öffentlichen Raum zu erhöhen. Neben methodischen Ansätzen zur räumlichen Erfassung des Mikrosegmentes, standen auch organisatorische Aspekte im Vordergrund der Projektphase. Im Ergebnis ist ein Prozess entwickelt worden, der es ermöglicht die vielfältigen Herausforderungen in den einzelnen Mikrosegmenten unter Kooperation verschiedener Akteurinnen und Akteure zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um dadurch die Kriminalität in den Räumen zu reduzieren und ihre Attraktivität für die Bürgerinnen und Bürger zu steigern. In der zweiten Pilotphase, die im Herbst 2023 startete, wird das Programm getestet und evaluiert.

MIKUS Projektbericht

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110