Kriminalitätsentwicklung 2023 Lünen

Polizeipräsident Gregor Lange
Kriminalitätsentwicklung 2023 Lünen
Sehr geehrte Lünerinnen und Lüner, zu Beginn eines jeden neuen Jahres blicken wir immer wieder gemeinsam auf die Kriminalitätsentwicklung in unserer Stadt.

So auch dieses Jahr. Wir blicken zurück auf das Jahr 2023. Der Blick auf das Jahr 2023 in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) offenbart uns bundes- wie landesweit einen Trend, der keinem Behördenleiter gefallen kann: steigende Zahlen in vielen – auch für Ihr Sicherheitsgefühl relevanten – Bereichen. Es ist ein Trend, der an Lünen in einigen Bereichen erfreulicherweise vorbeigeht. Aber eben nicht in allen. Ein Grund für uns genau hinzuschauen:

Die Gesamtzahl der angezeigten Straftaten ist in Lünen im vergangenen Jahr etwa auf demselben Niveau geblieben wie 2022 – mit einem marginalen Anstieg um 91 Straftaten oder auch 1,72 Prozent von 5.282 auf 5.373. Schauen wir auf die langfristige Entwicklung der letzten zehn Jahre, haben wir sogar rund ein Viertel weniger Taten registriert (26,46 Prozent). Rund die Hälfte aller Straftaten konnten meine Beamtinnen und Beamten in 2023 aufklären – die Aufklärungsquote ist mit 51,31 Prozent nahezu gleich wie im Vorjahr (51,27 Prozent).

 Weil dies hier ein schriftliches Vorwort ist, habe ich nicht die Möglichkeit Ihnen eine wohlbekannte Frage zu stellen: Die guten oder die schlechten Nachrichten zuerst? Ich werde es wie die meisten machen: Ich fange mit den schlechten an. Oder ich würde sie größtenteils eher die „nicht so guten“ nennen. Denn tatsächlich stellen wir fest, dass wir in vielen Bereichen mit Fallzahlensteigerungen in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen sind. So etwa bei der Straßenkriminalität.

Im Vergleich zu 2022 steht hier ein Plus von rund 10 Prozent in der Statistik – von 1.250 auf 1.378 Taten. 2019, vor der Pandemie, waren wir bei einer Zahl von Bericht zur Kriminalitätsentwicklung 2023 - 5 - 1.432 angekommen. Vom Höchststand in 2016 (1.909 Taten) sind wir damit rund ein Viertel entfernt. Ähnlich sieht es bei den Raubüberfällen aus: Hier hat es von 2022 auf 2023 nur einen leichten Anstieg um 2 Taten – von 15 auf 17 – gegeben. 2019 lagen wir hier bei 19 Taten, 2014 war die Zahl mit 30 fast doppelt so hoch.

Weitaus deutlicher sieht die Langzeitentwicklung im Bereich der Wohnungseinbrüche in Lünen aus. Hier haben wir 2023 leider einen Anstieg um 62 Fälle auf insgesamt 136 zu verzeichnen – was in Prozentpunkten knapp 84 entspricht. Damit liegen wir etwas über dem Vor-Pandemie-Niveau mit 104 Fällen in 2019, aber bei nur noch etwas mehr als einem Viertel der Taten von 2014. Damals haben wir in Lünen 423 Einbrüche aufgenommen. Wir haben hier im vergangenen Jahr vor allem auch unsere präventiven Maßnahmen gestärkt. Und die gute Nachricht ist:

Bereits jetzt bleiben rund 50 Prozent der Taten im Versuchsstadium stecken. Ein Zeichen für uns, gerade unsere Präventionsbemühungen weiter zu forcieren. Definitiv nicht zufriedenstellen kann mich als Polizeipräsident die Zahl der Taschendiebstähle. Denn hier mussten wir 2023 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um mehr als die Hälfte (fast 55 Prozent) erkennen – von 97 auf 150 angezeigte Straftaten. Die höchste Zahl in diesem Bereich in den vergangenen zehn Jahren lag 2015 bei 187 Taten. Diese Entwicklung muss für uns bedeuten, dass wir unsere Maßnahmen – insbesondere auch präventiver Art – in Lünen in diesem Jahr verstärken.

Und das werden wir tun! Nun möchte ich aber endlich zu den guten Nachrichten kommen. Und die – das sage ich Ihnen ganz deutlich – freuen mich ungemein. Denn wenn ich auf die landes- und bundesweite Entwicklung im Bereich der Gewaltkriminalität schaue – oder auch nur in Ihre Nachbarstadt Dortmund -, dann erfüllt mich das durchaus mit Sorge. Weil diese Entwicklungen einen Eindruck bestätigen, dem ich mich seit Ende der Pandemie nicht verwehren kann. Nämlich dem Eindruck, dass diese offenbar die Verrohung unserer Gesellschaft noch weiter vorangetrieben hat.

Gerade auch in der jüngeren Generation. Waren Normüberschreitungen in Zeiten der coronabedingten Einschränkungen kaum möglich, sind sie mittlerweile an der Tagesordnung. Konflikte werden immer häufiger nicht nur mit Worten, ja teilweise nicht mal mehr mit Fäusten, sondern mit Waffen wie Messern, aber auch Schusswaffen ausgetragen. Die Hemmschwellen sind gesunken. Bericht zur Kriminalitätsentwicklung 2023 - 6 - Umso erfreulicher ist es für mich, dass wir in Lünen im Bereich der Gewaltkriminalität hier im völligen Gegensatz zu diesem überregionalen Trend einen Tiefstand verkünden können. Mit 195 angezeigten Fällen stehen hier rund 13 Prozent weniger in der PKS als noch 2022 (224).

Und diese 195 sind der niedrigste Wert der letzten 10 Jahre. 2016 lag die Zahl bei einem Höchststand von 282 und damit rund 30 Prozent höher. Bei den Straftaten gegen das Leben liegt Lünen wie in den vergangenen Jahren mit 2 Taten auf einem gleichbleibend niedrigen Niveau. Ich lade Sie nun ein, sich auf den folgenden Seiten selbst ein Bild von den Statistiken zu machen. Im Anschluss an das Zahlenwerk haben wir auch einige herausragende Ermittlungserfolge herausgestellt. Denn bei all den schnöden Zahlen dürfen wir nicht vergessen, dass hinter jeder davon auch Polizeiarbeit steckt.

Ermittlungsarbeit, die zu Festnahmeerfolgen und Strafen führt. So finden Sie ab Seite 22 zum Beispiel ausführliche Informationen rund um die Ermittlungsarbeit in unserem Jugendkommissariat, aber unter anderem auch zu einer Raubserie zum Nachteil älterer Menschen und zu einem Fall von wiederholter Nachstellung in Lünen aus dem vergangenen Jahr. An solche Erfolge wollen wir anknüpfen. Und daran arbeiten wir bereits jetzt mit Nachdruck. Das ist ein Versprechen.


Ihr Polizeipräsident
Gregor Lange

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110