Hinterlassene Spuren von alten Tatorten können Tätern nach Jahren noch zum Verhängnis werden

Pipette füllt Flüssigkeit in Plastikröhrchen
Hinterlassene Spuren von alten Tatorten können Tätern nach Jahren noch zum Verhängnis werden
Selbst nach Jahrzehnten können am Tatort hinterlassene Spuren den Spurenverursacher noch verraten.
Maren Menke

Molekularbiologische Verfahren werden beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen seit nunmehr 30 Jahren angewandt. Mit dem Kriminalwissenschaftlichen und -technischen Institut (KTI) gibt es in der Landesoberbehörde sogar eine eigene, große Abteilung, in der nicht nur DNA-Analysen, sondern vielfältige weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Die fortwährende Weiterentwicklung in diesen einzelnen Fachbereichen macht es möglich, immer bessere und genauere Ergebnisse zu erzielen.

Selbst nach Jahren oder Jahrzehnten können am Tatort hinterlassene Spuren nochmals mit den modernen Methoden untersucht und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Bei der Aufarbeitung der Cold-Cases aus NRW werden solche gezielten Suchen ebenfalls in Auftrag gegeben – zum Beispiel, wenn die Chance besteht, dass DNA an den jeweiligen Asservaten oder Mikrofolien zu finden ist. „Denn die Täter von früher haben genauso wenig wie wir wissen können, welche noch so kleinen Spuren wir heutzutage finden und analysieren können“, sagt Dr. Dirk Porstendörfer, Sachverständiger für DNA-Spurenanalyse im KTI. „Entsprechend unvorsichtig haben sie sich damals am Tatort verhalten und bewegt.“

Seit 1975 ist es zur Beweissicherung an Tatorten üblich, die Opfer von Tötungsdelikten mit Spurenfolien abzukleben, um diese Folien hauptsächlich auf Fasern und mehr zu untersuchen. „Bei einer erwachsenen Person sind es in der Regel zwischen 250 und 300 Folien, die zum Einsatz kommen. Sie werden genau auf dem gesamten Körper einer Leiche aufgetragen sowie wieder abgezogen“, informiert Dr. Michael Stauber, Leiter des Dezernates 53 des KTI über das Vorgehen. Unter einem Mikroskop lassen sich in-zwischen nicht mehr nur Fasern an diesen Folien erkennen, erläutert der Biologe weiter, auch Hautschüppchen können durch eine Farbmethode sichtbar gemacht und als solche erkannt werden. So kann gegebenenfalls DNA selektiert und eine Analyse vor-genommen werden, die zu möglichen Tatverdächtigen und aufschlussreichen Informationen führen kann.

Zu beachten ist dabei allerdings, dass diese Informationen nicht ausschließlich zu einem Tatverdächtigen führen müssen. „Die kriminaltechnischen Untersuchungen führen unter Umständen zu weiteren Personen, die sich am Tatort aufgehalten haben oder Kontakt mit dem jeweiligen Opfern hatten“, sagen Dr. Porstendörfer und Dr. Stauber. Eine mögliche Tatbeteiligung der Person, deren Körperzellen auf einer solchen Folie gefunden werden, muss die jeweilige Mordkommission dann bewerten und die Ermittlungen neu aufnehmen.

Nichtsdestotrotz werden die Synergien der beiden Fachbereiche Zellbiologie und Molekularbiologie im KTI durch die Mitarbeiter genutzt, um den Kreis möglicher Tatverdächtiger einzugrenzen, indem neueste Untersuchungstechnik zur Anwendung kommt, die es zur Tatzeit so noch nicht gegeben hat.


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